Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Gunnaprise, das mit seiner 1 Mann-starken Besatzung bei einer Strafexpedition sechs Halbmarathon lang unterwegs sein muss, um neue Läufer-Welten zu erforschen, neue Schmerzen zu erfahren und neue Glücksgefühle (von anderen) zu erleben. Viele Lichtjahre von der Bestzeit entfernt, dringt die Gunnaprise dabei in Läufergalaxien vor, die nie ein Mensch ohne Haare zuvor gesehen hat.
(Hier müsst ihr nun die Titelmelodie von „Raumschiff Enterprise“ summen, bevor ihr weiter lesen dürft!)
Sternzeit 2-0-2-5-0-9-Komma 1-4, persönliches Logbuch des Captain
Ich befinde mich in der Hauptstadt des Hot-Dog-Königreichs. Zusammen mit 32.000 anderen Raumschiffen stehe ich im Raumdock Grün und erwarte den Start. Um mich herum vernehmen meine Senso(h)ren die Sprache von vielen Bewohnern anderer Planeten. Neben mir hat die USS Judith bereits die Startfrequenz eingeleitet. Ich bin mir nicht sicher, ob bei ihr das USS für „Ultra-Schnelle-Sprinterin“ steht, bei mir eher für „Ultra-Schwerer-Schweratmer“. Doch zunächst haben wir mit Gewitter und Regen zu kämpfen, was uns auf den Weg zum eigentlichen Startpunkt eher kalt werden lässt. Durch ein kurzes Austreten vor dem Start verliere ich die USS Judith aus meinem Sichtbereich. Dann habe ich den Startpunkt erreicht, löse meine internen Trägheitsdämpfer und gleite gemächlich mit den Steuerdüsen über die Startlinie. Rechts und links neben mir beschleunigen alle sofort auf Wharpgeschwindigkeit. Meine rechte Antriebsgondel macht auf Höhe des Kniegelenks schon seit Wochen Probleme, jedoch fehlte die Zeit für eine grundlegende Reparatur vor dem Halbmarathon. Aus diesem Grund kann ich erst nach Kilometer 3 auf Impulsantrieb umschalten. Dies ist auch ungefähr der Zeitpunkt, als die USS Judith an mir vorbeifliegt und ich sie schon nach kurzer Zeit aus dem Bereich meiner Langstreckensensoren verliere.
Kilometer 7:
Bisher läuft es gut, ein kurzer Systemcheck wird durchgeführt: Strukturelle Integrität bei 89%, Schilde bei 73%, kein nennenswerter Energieausfall bisher messbar. Auf Wharp bin ich seit Kilometer 5. Die Strecke ist interessant, Bands spielen an der Seite, und trotz des schlechten Wetters sind viele Menschen an der Seite zum Anfeuern.
Kilometer 11:
Die Hälfte ist geschafft. Wo immer es mir möglich war, habe ich meine Energiereserven aufgefrischt. Soweit ist alles noch im grünen Bereich.
Kilometer 17:
Warnmeldungen von den Systemen mehren sich, die strukturelle Integrität liegt nur noch bei 32%, Schilde sind ausgefallen, Energieausfall im Maschinenraum, zum Glück kam es in der rechten Antriebsgondel bisher nicht zu einem Hüllenriss. Nehme versehentlich rote Antimaterie mit der Aufschrift „Red Bull“ zu mir, hilft aber auch nicht.
Kilometer 19:
Kritischer Systemzustand, strukturelle Integrität nur noch bei 9%. Leite Energiereserven in das Lauferhaltungssystem um. Um mich zu konzentrieren, zitiere ich im Kopf „taH pagh taHbe“ (Sein oder Nichtsein im klingonischen Original)…
Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage:
Ob’s edler im Gemüt, die Schmerzen der wütenden Muskeln erdulden,
oder, sich waffnend gegen eine See von Fragen,
wenn man den Lauf jetzt beendet. Laufen – schlafen –
nichts weiter! – und zu wissen, dass ein Schlaf
das Herzweh und die tausend Stöße im Knie beendet…
Ziel: Kilometer 21,0975:
Geschafft! All meiner Energiereserven beraubt und doch irgendwie glücklich erreiche ich das Ziel und treffe die USS Judith, die ihren ganzen Lauf mit Wharp 9 durchgelaufen ist. (Persönlicher Nachtrag des Captain: Judith strahlt über das ganze Gesicht, und ich muss zugeben, dass ein Teil des Laufs auch mir Spaß machte ;-)) Schalten Sie auch beim nächsten Lauf in Prag am 31.03.2026 wieder ein, wenn sie den Captain sagen hören wollen: „Pille, gib mir irgendetwas, damit ich wieder ohne Schmerzen gehen kann!“
Gunna Jöhnk