Ein Bericht von Klaus Pietsch
Während Karola, Frederik und ich 2017 mit 20.000 Startern beim Hannover-Marathon unterwegs waren, liefen Stephanie und Peter mit knapp 300 Leuten beim lauschigen Föhr-Marathon und waren davon total begeistert. Wegen ihrer Begeisterung und weil mir „bergige“ Streckenprofile wie auf Föhr liegen, hatte ich mich mit beiden für den diesjährigen Lauf angemeldet.
Ohne Stress fuhren wir Samstagmittag gemütlich gen Dagebüll. Wir waren guter Dinge, was auch die Eiskönigin am Fahrkartenschalter zur Fähre nach Wyk nicht ändern konnte. Als Starter mit Preisnachlass bei glatter See und Nebel übergesetzt, empfing uns der kostenlose Linienbus nach Midlum. Midlum klingt zwar ein bisschen nach Tolkiens Mittelerde, ist aber das pulsierende Zentrum des Föhr-Marathons. Wir bezogen Quartier im Midlumer Krog, dem ersten Haus am Platz. Von dort sind es nur wenige Meter zur Ausgabe der Startunterlagen, zum Start, zur Bushaltestelle und zur nächsten Kneipe.
Die nächsten Aktionen waren Startunterlagen abholen, Strategiebesprechung bei Hefeweizen im Strandkorb und Tisch bestellen für die Nudelparty im zweiten Haus am Platz. Bis zur Nudelparty war noch Zeit, die es mit Müßiggang zu vertreiben galt. Mein Müßiggang hatte 8 Gänge und stand an der Strandpromenade in Wyk bereit. Durch viele Orte mit der Endung „um“ ging’s zurück nach Midlum, richtig, zur Nudelparty. Die Hütte war gut gefüllt mit Läufervolk, guter Laune und einem kleinen aber feinen Nudel-, Soßen-, Fleisch- und Dessertbuffet zum überschaubaren Preis.
Frühmorgens ging es zum wirklich leckeren Frühstück. Die Wirtin hatte ständig die Pfanne heiß und war Männlein aber auch Weiblein stets zu Diensten, die Eier individuell herzurichten. Neben den üblichen Frühstückszutaten gab es reichlich Lachs und Krabben. Herz was willst du mehr? Nach all der Völlerei musste nun mal was körperlich umgesetzt werden. Idealerweise mit Laufen, einem Halbmarathon.
Wem 09.30 Uhr zu früh war, der hatte 2 Stunden später die Möglichkeit beim Langschläfer-Halbmarathon zu starten. Natürlich war das nichts für uns, los ging’s in aller Frühe. Beim Start war es windstill, frost- und regenfrei, also ideale Voraussetzungen für einen angenehmen Lauf. Obwohl uns der Blick auf die
atemberaubend herbe Landschaft mit grünen Wiesen, grauen Schafen und einzelnen Gehöften etwas vernebelt war, ging es vom Start in Midlum, vorbei an Oevenum zügig nach Wrixum Richtung Flugplatzum, oder so. Entlang der Strandpromenade trabten Stephanie und Peter in trauter Zweisamkeit locker an der Kurkonzert-Bühne vorbei, an der ich schon lange vorher war. Vom Wyker Hafen ging es weiter auf den Deich, den wir – zugegeben sonniger – schon von unserer Lauftreff-Radtour kannten.
Still ruhte die See und graste das Schaf vorm Deich. Jetzt spürten alle, welche Lebensleistung Schafe beim Rumstehen am Deich vollbringen. Die schiefe, leicht zum Wasser geneigte Laufstrecke machte den Beinen doch ziemlich zu schaffen. Wir hielten uns weiter tapfer, ich zuerst an Kilometer 12, die anderen Zwei kam später. Nach weiteren 3 Kilometern ging es über den Deich ins Landesinnere, Peter legte sich ins Zeug, setzte sich ein paar Meter von Stephanie ab, aber ohne mich ernsthaft gefährden zu können. Bei Kilometer 17 kam ich etwas vom Kurs ab und machte einen gehörigen Umweg. Total fertig kam ich unter größten Mühen noch vor Peter (1:55:36; 3. Platz M55) zum Ziel. Ich stellte das Fahrrad ab und konnte ihn im Zieleinlauf noch anfeuern. Kurz danach kam Stephanie (1:57:26; 1. Platz W50) die sogenannte „Killerrampe“ – 3 Meter Höhenunterschied auf 220 Meter – zum Ziel hinauf und lief locker durchs Ziel.
Während die Beiden sich nach dem Sektempfang im Ziel nach Dusche und Ruhe sehnten, musste ich noch meinen Fahr-Marathon vollenden. Noch was erleben, vielleicht mal an einem Ort, der nicht auf „um“ endet. Goting hatte all das, einen herrlichen Blick vom Kliff auf Amrum, Sandstrand, lecker Kaffee und Kuchen und kein „um“. Aber auch mit dem „um“ konnte ich dann noch um. Im vollbesetzten Friesendom zu Nieblum gab es neben den berühmten erzählenden Grabsteinen auch noch ein tolles Orgelkonzert. Zurück in Midlum konnte ich meinen Fahr-Marathon deutlich unter 4 Stunden beenden. Ich fand, ein tolles Ergebnis, das auf der Teilnehmer-Abschlussparty im Midlumer Krog mit Schweine- und Rinderbraten satt eine würdige Anerkennung fand. Zugegeben, schöner wäre noch gewesen, das Knie hätte nicht rumgezankt und ich hätte mitlaufen können. Aber man soll das Glück ja nicht überstrapazieren.
Am nächsten Morgen noch einmal Wirtin, Pfanne, Eier, Lachs und Krabben genießen, ein paar Verabredungen für den Köhlbrandbrückenlauf und den Flensburg-Marathon mit Läufern aus Gütersloh und Wolfsburg machen und dann ging es per Schiff zurück.