Der Nobelpreisträger und das Jubiläum – Röntgenlauf 2010

Röntgenlauf Bericht

Ein Bericht von Peter Reichardt und Ralf Tonhäuser

Wisst ihr, wer als Erster den Nobelpreis für Physik erhielt? Wer jetzt ein bisschen nachdenkt, kommt sicher fast von selbst darauf. Richtig – es war Wilhelm Conrad Röntgen. Am 08. November 1895 entdeckte Röntgen an der Universität Würzburg die später nach ihm benannten Strahlen. Röntgen ist in seiner Geburtsstadt Remscheid allgegenwärtig. Es gibt das Geburtshaus Röntgens, das Röntgen-Museum, eine Röntgen-Plakette und den Röntgen-Wanderweg. Im Jahre 2001 kam – wen wundert ´s – noch eine Laufveranstaltung dazu: der Röntgenlauf, der natürlich auf dem Röntgenweg stattfindet. Der Lauf feierte in diesem Jahr sein 10. Jubiläum, und die Remscheider haben es richtig krachen lassen. Im Programmheft des Laufes stand folgendes: “Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß, wenn Sie sich für diese Distanzen angemeldet haben.

Denken Sie daran, die Strecken sind hügelig und sehr anspruchsvoll, so dass Bestzeiten nicht gelaufen werden können. Teilen Sie Ihre Kräfte gut ein und genießen Sie die herrliche Landschaft.” Dauerregen und gefühlte 8 Grad empfing uns Läufer. Als der Startschuss um 8.30 Uhr fiel war wohl jeder der Hobby- und Profiläufer froh, dass es endlich los ging. Da viele Disziplinen gleichzeitig gestartet wurden war das Feld sehr groß, doch dank digitaler Zeitmessung spielt es ja keine Rolle, wenn Frau oder Mann 2 Minuten später als die Spitze über die Matte läuft. So also begann unserer  Härtetest, denn es regnete zum Teil sehr stark, dadurch war der Streckenuntergrund an vielen Stellen total aufgeweicht, womit für “Schlammpackungen” bestens gesorgt war. Ungeachtet des Wetters war die Stimmung an der Strecke gut.

Zu Beginn des Laufes wurde eine kleine Schleife in Remscheid gelaufen, bei der einem schon schnell klar wurde, dass uns ein anspruchsvoller Lauf erwartet, denn auch auf diesen ersten Kilometern in der Ortschaft gab es eigentlich keine flache Stelle. In der historischen  Altstadt von Lennep hämmerte uns ein Mann mit einer Pauke den passenden Rhythmus ein. Etwa bei km 4 verliesen wir den Ort und liefen hinaus in die freie Landschaft. Irgendwie schien es aber auch hier nur ständig auf und ab zu gehen! “Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß, wenn Sie sich für diese Distanzen angemeldet haben.” Danke Frank, danke Ecki für ´s Erlernte im Anfängerkurs: Berg hoch immer kleine Schritte!

Und noch ein Dank: Danke Ralf, dass du mir deine Heimat auf diese Weise zeigst! Nächstes Jahr zeige ich dir Sylt, versprochen. Nach der Schleife durch Remscheid wurde fast ausschließlich auf Feld und Wanderwegen gelaufen, wobei auch ein gelegentlicher Trailpfad mit schwierigem Untergrund zu laufen war. Nur sehr wenige Abschnitte (Mördersteigung bei km 18,5) waren so steil, dass wir hier gehen (eher rutschen bei 15 cm Matsch) statt laufen.  Vor dieser etwas schwierigen Passage standen sogar Warnschilder, die aber vermutlich eher für die 100 km-Läufer bei Nacht gedacht waren…….Dann entdeckten wir noch ein Schild neben der Strecke……Gänsewein oder Prosecco?

Und tatsächlich wurde kurz darauf an einem Stand mitten im Wald Prosecco ausgeschenkt. Ein paar kurze Abschnitte auf bequemen Waldwegen dann weiter auf Matschpfaden,  die den Schlamm herrlich hoch spritzen ließen. Auf asphaltierten Wegen flossen uns kleine Bäche entgegen, Feld- und Waldwege wurden zeitweise zu Slalomstrecken. Im Bergischen Land wurde uns viel Abwechslung geboten und mein erster Halbmarathon mutierte zur Schlammschlacht. Und dann war es soweit, bestens versorgt und angefeuert von immer noch zahlreichen Zuschauern Startnummer zurechtrücken und nach 2:15:10 und 2:17:56 entspannt bergab ins Ziel laufen……..Jubel, Medaille…….vorbei! Mein erster Halbmarathon, Ralfs zweiter ist geschafft. Zum Regenerieren gab es alkoholfreies Erdinger, und dann folgte ein weiterer  Spaß: statt Heroes wurden wir zu Warmduschern, denn obwohl wir nicht zum Spitzenfeld gehörten, gab es noch genug warmes Wasser, um sich aufzuwärmen und den Schlamm als letzte Erinnerung von den müden Beinen zu waschen. Unser Tagwerk war geschafft! Eins ist sicher: Im nächsten Jahr (30.10.2011) sind wir wieder dabei.

Die Startgebühren sind bei frühzeitiger Anmeldung sehr günstig. Eine der auffälligsten Besonderheit der Veranstaltung ist die Flexibilität. Egal ob man sich für einen Halbmarathon, Marathon oder 63,3 km angemeldet hat, kann man sich noch während des Rennens für eine andere Distanz entscheiden. Alle 3 Gruppen starten gleichzeitig.

Der Röntgenlauf ist ein bestens organisierter Lauf durch eine wunderschöne Landschaft. Ausgezeichnete Versorgung und allerorts sehr freundliche Helfer sorgen für beste Betreuung, was es den Läufern viel leichter macht, die Strecke zu bewältigen. Wenn es einen Nobelpreis für Landschaftsläufe gäbe, der Röntgenlauf hätte ihn verdient.

Noch ein paar Zeilen zur Logistik: 1.000 m Absperrgitter, 10.000 m Flatterband, 40.000 Trinkbecher, 2.000 Liter Tee, 150 Liter Cola, 2.300 Bananen, 1.500 Müsliriegel, 5.000 Funktions-T-Shirts, 2.000 Taschen (anstatt Kleidersäcke), 40 Masseure/Physiotherapeuten und 300 Tombolapreise (im Wert zwischen € 5 bis € 200).